Nach den Sommerferien regelmäßig Lehrkräfte testen – was hilft das?
Immer mehr in der Diskussion ist, wie der Schulalltag nach den Sommerferien aussehen soll. Eine Idee ist, Lehrkräften und ErzieherInnen einmal die Woche die Möglichkeit zu geben, sich auf das Corona-Virus testen zu lassen. Verpflichtend soll der Test sein, wenn die Lehrkraft Symptome zeigt, die mit Corona in Zusammenhang stehen. Aber was genau soll das helfen? Wo ist der Unterschied zu Massentests, bei denen die ganze Bevölkerung getestet wird?
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Um Infektionskrankheiten zu überwachen, werden sogenannte Sentinel, „Wächter“, verwendet. Dabei werden, beispielsweise zur Beobachtung der Influenza (Grippe), Proben von Personen mit Grippesymptomen aus dem ganzen Land untersucht. Bestimmte Arztpraxen schicken dazu alle Proben von möglichen Grippepatienten ein – so wird eine repräsentative Stichprobe aus ganz Deutschland ausgewertet. Auch für Corona werden Sentinel-Funktionen, „Anzeiger-Funktionen“, bei denen der Sentinel über einen längeren Zeitraum in einer Funktion festgehalten wird, angelegt. Diese stichprobenartige Testung ist im Gegensatz zu Massentests gut umzusetzen und liefert außerdem wichtige Daten. So können beispielsweise Infektionsherde schneller erkannt werden, Risikogruppen identifiziert und (neue) Übertragungswege gefunden werden. Mit einem Testangebot (bzw. einer Testpflicht für symptomatische Lehrkräfte) könnte so eine umfangreiche Stichprobe in diesem Berufsfeld angelegt und Infektionsherde in Schulen frühzeitig erkannt werden.
Begreifen und verstehen
Oben rechts abgebildet siehst du die Sentinel-Funktion zur Masern-Entwicklung zwischen Oktober 1999 und Oktober 2003. In hellgrau (und mit der linken Skala) dargestellt sind die Masernmeldungen aus dem Sentinel der Arbeitsgemeinschaft Masern. Nach Einführung der Masernmeldepflicht 2001 gingen die Meldungen natürlicherweise enorm in die Höhe (dunkelgraue Werte, zusammen mit der rechten Skala), davor waren die Sentineldaten allerdings die einzige aktuelle Datenquelle mit Informationen zur Häufigkeit von Masernerkrankungen in Deutschland. Das Zusammenfallen der hell- und dunkelgrauen Spitzen bestätigt die Aussagekraft der Sentineldaten.
1) Woher kommen die Spitzen in der Funktion? Was sagen sie aus?
2) Wie könnte die Sentinel-Funktion für Corona von Deutschland seit Februar 2020 aussehen? Lege eine Skizze an. Wie wäre die Sentinel-Funktion für Corona für Nordrhein-Westfalen im Vergleich dazu?
3) Abgebildet wird die Sentinel-Funktion meist für ein ganzes Land und die Stichproben aus der ganzen Bevölkerung. Wieso macht es aber Sinn, die Sentineldaten auch nach Bundesländern bzw. örtlich getrennt zu betrachten? Wieso werden außerdem meist 6 Altersgruppen unterschieden? Welche weiteren Unterscheidungen würdest du bei einer Auswertung machen?
4) Warum ist es wichtig, dass Arztpraxen aus ganz Deutschland, aber auch aus unterschiedlichen Gebieten einer Stadt Proben für die Stichprobensammlung abgeben? Auf was würdest du bei der Auswahl der Praxen achten?
5) Welche Informationen sollten vom Patienten erhoben werden, damit die Sentineldaten möglichst aussagekräftig sind?