Ein Rückblick auf die Internationale Konferenz „Educating the Educators“ an der PH Freiburg
Assiyeah Joers
„Educating the Educators“, die nun dritte Ausgabe der internationalen Konferenz-Reihe, fand dieses Jahr am 7. und 8. Oktober an der PH Freiburg statt. Es kamen Schlüsselakteur*innen aus dem Bereich MINT-Bildung, Forschende, Lehrende, politische Entscheidungsträger*innen und andere gleichgesinnte Menschen aus aller Welt zusammen, um sich über verschiedene Ansätze zum Scaling-Up der Lehrer*innenfortbildungen im MINT-Bereich auszutauschen.
Mit beschwingtem Jazz stimmten die zwei Musiker des „ Moment Notice’s Jazz Duo“ auf eine vielversprechende Konferenz ein, die aufregende und innovative Beiträge bereithielt. PH-Rektor Ulrich Druwe hieß das Publikum am Montagmittag herzlich an der PH willkommen. Anschließend stellte Katja Maaß, Leiterin des International Centre for STEM Education (ICSE), die Projekte und Inhalte von ICSE vor und stellte die zentralen Fragen der Konferenz: Wie können wir die MINT-Bildung nachhaltig in die Breite tragen? Wie begegnen wir den Herausforderungen der Weiterbildung von Lehrkräften in Mathematik und den Naturwissenschaften?
Foto: Peter Maaß
Ob Digitalisierung oder Bildungsgerechtigkeit: MINT-Lehrkräfte brauchen Unterstützung
Michiel Doorman, einer der Konferenzvorsitzenden, beschloss die Einführung mit einigen Worten zur Notwendigkeit eines ständigen Wandels der MINT-Bildung in digitalisierten Zeiten und leitete zum Vortrag der ersten Hauptrednerin, Prof. Kara Jackson von der University of Washington über. Sie sprach über Gerechtigkeit in der MINT-Bildung, die nur zu erreichen sei, wenn wir die Komplexität lernbar darstellen, sowohl im Klassenzimmer als auch im Bildungswesen. Ein neues einheitliches Unterstützungssystem in der Lehre, das Workshops, Coaching und Zeit für Zusammenarbeit zwischen Kolleg*innen miteinschließt, sei laut Jackson nötig, um eine größere Anzahl von Schüler*innen zu erreichen.
Neben den renommierten Hauptreferent*innen hielt das Programm eine Vielfalt an interessanten Diskussionsgruppen, Workshops, Vorträgen und Poster-Präsentationen bereit. Ein Programmhighlight, das dem Thema besonders kreativ begegnete, war der Workshop von Andrea Brunello vom Jet Propulsion Theatre über Theater-Methoden im MINT-Unterricht. Er stellte dem Publikum Methoden aus dem Schauspielfach vor, die Lehrkräften in ihrem Unterricht helfen können, Neugierde und Enthusiasmus für Mathematik und Naturwissenschaften bei den Jugendlichen zu wecken. Die Begeisterung des Publikums war ihm zumindest sicher.
Foto: ICSE
Ein Referenzrahmen für die MINT-Bildung? Und wie bringt man die Photonik ins Klassenzimmer?
Die vielfältigen Workshops und Vorträge auf der ETE widmeten sich ganz unterschiedlichen aktuellen Fragestellungen zur MINT-Bildung: Stephan Griebel beispielsweise, brachte in seinem Workshop die Idee eines einheitlichen europäischen Referenzrahmens für MINT ins Spiel. Ein Team der Freien Universität Brüssel bereicherte das Publikum mit seinem Vortrag über Phablabs 4.0, ein europäisches Projekt, das mit Workshops, Challenges und Unterrichtsmaterialien Lehrkräften und Schüler*innen die Welt der Photonik näherbringt. Den ersten Konferenztag rundete ein Galadinner im Restaurant Waldsee mit gutem Essen, Musik und Tanz gelungen ab.
Den zweiten Keynote-Vortrag hielt am Dienstag Jim Ryder von der Universität Leeds. Er sprach über die Relevanz von forschungsinformierten Empfehlungen für Politik und Praxis beim Scaling-Up von Lehrer*innenfortbildungen. Ryder plädierte für eine sinnvolle Bildungspolitik, die das Engagement der Lehrkräfte für die Bildungsforschung unterstützt, die Auswirkungen auf die berufliche Weiterbildung von Lehrkräften haben. Er stellte zudem die Frage, ob ein solches Scaling-Up am besten mit einem Bottom-up-Ansatz erfolgen könnte – eine Idee, von der das Publikum sehr angetan war. Michiel Doorman, einer der Konferenzvorsitzenden, schlug vor, dieses Thema auf die Agenda der nächsten ETE-Konferenz zu nehmen. Diese wird das nächste Mal an Doormans Heimathochschule in Utrecht stattfinden.
Entspannte Pausen und ein spannendes Policy-Seminar zum Thema Kooperation
Zwischen den Vorträgen gab es für die unterschiedlichen Zielgruppen in der Network-Lounge die Gelegenheit, sich miteinander auszutauschen und neue Netzwerke zu knüpfen. Die Lounge wurde in den Pausen auch als Rückzugsort zum Kaffeetrinken, Entspannen oder Arbeiten genutzt. Für Abwechslung sorgte außerdem die ICSE-Fotobox, wo sich die Teilnehmenden mit Ihren Statements zum Thema MINT/STEM fotografieren lassen konnten.
Im Rahmen der Konferenz fand zudem für geladene Gäste das „MaSDiV Policy Seminar“ statt, bei dem Schlüsselakteur*innen aus MINT-Bildung, Bildungspolitik, Forschung und Industrie aus ganz Europa, über den Stellenwert von Kooperation als Schlüssel für innovativen MINT-Unterricht diskutierten. Katja Maaß führte in das Seminar ein und stellte die Frage, wie die Zukunft von Bildungspartnerschaften zwischen Unternehmen, Schulen und Hochschulen in Europa aussehen könnte. Gegenseitiges Vertrauen und Offenheit für die Bedürfnisse des anderen seien, so Maaß, die Grundlage einer erfolgreichen Partnerschaft.
Foto: Lars Holzäpfel
ETE ganz praktisch: Escape Rooms, Materials Market und ein „Discover-Industry“-Truck
Eines der großen Workshop-Themen am Dienstag waren Escape Rooms im MINT-Unterricht. Wissenschaftlerinnen aus Utrecht und Skopje teilten ihr Wissen in zwei spannenden Workshops mit den Teilnehmenden. Diese mussten in kurzer Zeit Lösungen für Knobeleien finden, um gemeinsam ein Ziel zu erreichen- ein interaktiver Gruppenspaß mit garantiertem Nervenkitzel! Dieses Format eignet sich besonders gut, um Schüler*innen spielerisch an MINT-Themen heranzuführen.
Ein weiteres Highlight der Konferenz war der Markt der Möglichkeiten am Dienstagnachmittag, auf dem Bildungseinrichtungen und Firmen innovative Lehrmaterialien sowie spannende Exponate und Konzepte für den MINT-Unterricht präsentierten. Ein Roboter mixte den Gästen Cocktails, optische Illusionen ließen sie staunen und sie erfuhren, wie Achterbahnen den Physikunterricht bereichern können. Zudem lud der riesige „Discover Industry“-Truck draußen auf dem Campus zum Besuch ein: Das zweistöckige Ausstellungsfahrzeug bildete mit verschiedenen Arbeitsstationen eine mobile Industriewelt ab, in der Jugendliche selbst aktiv werden und sich bei unterschiedlichen Tätigkeiten ausprobieren konnten. So war es beispielsweise möglich, sich dreidimensional scannen zu lassen und anschließend den entstandenen 3D-Scan zu bewundern.
Final Keynote, Feuershow und Farewell- ein gelungener Abschluss der ETE III
Susanne Prediger vom DZLM, einem der Hauptsponsoren der ETE, beschloss am Dienstagnachmittag die Riege der Keynote Speaker mit ihrem Vortrag über Wege zu einer Forschungsbasis zur Unterstützung und Ausbildung der Lehrkräfte. Diesen Ansatz stellte sie anhand von praktischen Beispielen aus einem Forschungsprojekt zur Lehrenden-Fortbildung dar.
Einen weiteren Höhepunkt bildete am zweiten Konferenztag die Science Show von Joachim Lerch, Leiter des Science und Technologie e.V. und Gründer der Science Days im Europa Park, Rust. Auf der Bühne der Aula begeisterte er das Publikum mit spektakulären Feuerexperimenten, die mit treibenden Dancefloor-Beats unterlegt waren. Zum Abschluss der Konferenz am Dienstagabend dankte Prof. Katja Maaß, Leiterin von ICSE, nochmal allen Teilnehmer*innen und Mitwirkenden der Veranstaltung. Sie alle, so Maaß, haben die ETE III zu einem Erfolg gemacht. An dieser Stelle auch nochmal herzlichen Dank vom gesamten ICSE-Team an unsere Unterstützer*innen, Freunde und Follower. Es war ein großartiges Event und wir freuen uns schon auf die nächste ETE in Utrecht!
Foto: Lars Holzäpfel
Inhalt und Ziele der ETE:
Innovative Unterrichtsansätze, die von STEM-Bildungsforschenden gefördert werden, unterscheiden sich in vielen Ländern deutlich von der alltäglichen Praxis der Lehrkräfte. Um diese Lücke zu schließen, brauchen wir weitere Forschung zur effektiven Umsetzung innovativer Lehrmethoden. Doch wenn sich diese Umsetzung nicht nur auf ein Klassenzimmer beschränkt, sondern eine ganze Schule, viele Schulen, einen Bezirk, ein Bundeland oder gar eine komplette Nation betrifft, werden die Herausforderungen, die neuen Lehrkonzepte in die Breite zu tragen, entsprechend größer.
Das Anliegen der ETE war und ist daher, sich mit den verschiedenen Ansätzen des „Scaling-Up“ der Lehrerfortbildungen im MINT-Bereich auseinanderzusetzen und Wege zu erörtern, wie innovative Lehrmethoden, wie forschungsbasiertes- und interkulturelles Lernen in größerem Maße in den MINT-Unterricht integriert werden können. Dabei legte die Konferenz den Fokus auf die personelle-, materielle- und strukturelle Dimension der Lehrkräfte-Fortbildung.
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