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Kurz berichtet

Kunststoffverpackungen und ihr CO2-Fußabdruck

By November 2024Dezember 5th, 2024No Comments

Eine Einordnung für die Nachhaltigkeitsbildung im Unterricht

Peter Steurer

Ein grünes Recycling Zeichen: 3 Pfeile, die in einem runden Dreieck immer nach rechts um die Ecke zeigen.

Plastikverpackungen stehen oft im Fokus von Diskussionen rund um Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Doch basieren viele dieser Diskussionen auf veralteten Daten. Eine aktuelle Betrachtung, wie sie auch im Unterricht vermittelt werden kann, ist daher besonders wertvoll. Hierfür müssen vor allem auch Entsorgungs- und Recyclinginfrastruktur eines Landes mitgedacht werden.

Aktuelle Fakten zu Kunststoffen

Wussten Sie, dass nur etwa 5% des weltweiten Rohöls zur Herstellung von Kunststoffen verwendet werden? Der Großteil wird hingegen für die Energiegewinnung verbrannt. Eine Reduzierung des globalen Ölverbrauchs könnte den Anteil der Kunststoffe erhöhen. Denn sie sind im Grunde genommen schnittfestes Erdöl.

Obwohl Kunststoffe oft mit Verpackungsmüll in Verbindung gebracht werden, entfallen nur etwa 40% der Produktion auf Verpackungsmaterialien. Andere bedeutende Abnehmer sind die Bauindustrie (20%) und die Automobilbranche (ca. 10%). In Deutschland produziert jede Person jährlich rund 240 kg Verpackungsmüll, wovon etwa 40 kg auf Kunststoffe entfallen. Betrachtet man die Menge an Verpackungen im gelben Sack, so überrascht dieses Verhältnis zunächst, erklärt sich jedoch mit dem sehr geringen Gewicht und großem Volumen von Plastikverpackungen.

Eine Mülldeponie vor blauem Himmel.

Foto: Evelin de Bruin, Pixabay

Papier oder Plastik? Eine aufgeklärte Diskussion

Papierverpackungen werden oft bevorzugt, weil sie verrotten können. In Ländern ohne effiziente Müllentsorgung ist dies ein Vorteil. In Mitteleuropa, wo Müll effektiv verwertet wird, verliert dieses Argument an Bedeutung. Untersuchungen zeigen, dass Deponien in den USA die drittgrößte Quelle für Methanausstoß (3) sind (20 fach stärkeres Treibhausgas als CO2) durch Zersetzung organischer Materialien wie Papier. In Deutschland wird Müll schon seit 2005 nicht mehr direkt deponiert, sondern ggf. unter Stromerzeugung verbrannt. Daher sollte für Gebiete mit funktionierendem Entsorgungssystem die Verpackung gewählt werden, die einen geringeren CO2-Fußabdruck aufweist.

Papiertüten sind bei ähnlicher Stabilität deutlich schwerer als Plastiktüten (bis zu 8 mal) und benötigen bei der Herstellung daher ggf. mehr Energie und erzeugen damit mehr CO2 als Plastiktüten. Auch der Wasserverbrauch ist signifikant höher. Hier ist zusätzlich zu bedenken, dass zumindest aus Sicht des Autors dieser Zeilen Plastiktüten sich besser zur Mehrfachnutzung eignen als Papiertüten.

Einweg- und Mehrwegverpackungen im Vergleich

Besonders schlecht schneiden durch das hohe Verpackungsgewicht und die sehr hohen Verarbeitungstemperaturen trotz der prinzipiell guten Recyclingmöglichkeiten Einwegverpackungen aus Glas und Metall ab. Anschauliche Begründung: Hier werden zum Einschmelzen der Materialien sehr hohe Temperaturen benötigt. Für die Erzeugung dieser Temperaturen werden deutlich mehr fossile Rohstoffe benötigt als zu Herstellung leichter Kunststoffverpackungen. Mehrwegverpackungen hingegen sind aufgrund der vielen Nutzungszyklen in der Regel und bei lokaler Herkunft vorteilhaft.

Der CO2-Fußabdruck einer Verpackung macht nur etwa 5% des Fußabdrucks eines Lebensmittels aus. Effiziente Verpackungen können somit den Lebensmittelverderb verringern und den gesamten CO2-Ausstoß senken.

Eine grüne Tabelle. Linke Spalte hat die Überschrift Ökobilanz. Darunter ist eine Reihe mit einer Hand die einen Daumen nach oben zeigt, in der zweiten Reihe ist der Daumen seitlich und in der dritten Zeile der Daumen nach unten. In der 2. Spalte steht "Getränkeverpackung" als Überschrift. Darunter in der ersten Reihe "Mehrwegflaschen aus Glas. Mehrwegflaschen aus Kunststoff." In der zweiten Reihe "Getränkekartons (Tetra Paks). Einwegflaschen aus Kunststoff." In der dritten Reihe: "Dosen. Einwegflaschen aus Glas."

Bild: Wissen macht Klima Blog Magazine

Fazit für den Unterricht

Die Entsorgungswirtschaft in entwickelten Ländern (Recycling, thermische Verwertung, je nach der Deponierung) führt zu anderen Schlüssen, was die Ökologische Präferenz von Materialien angeht. Sehr oft sind Kunststoffe bei ordnungsgemäßer Entsorgung Glas, Metall oder auch Papier klar vorzuziehen. Was immer gilt: unnötige Verpackungen sollten vermieden werden und in der Regel sind Mehrwegverpackungen, Einwegverpackungen vorzuziehen.

Eine differenzierte Auseinandersetzung mit Abfall kann eine aufschlussreiche und entmystifizierende Diskussion im Unterricht anregen und Schüler*innen darin unterstützen fundierte Entscheidungen zu treffen.